Sommermusik bei Kerzenschein

Mit einem energiegeladenen und anspruchsvollen Programm machte der Gitarrist Bernward Jaime Rudolph jetzt den Auftakt zur Gestorfer Sommermusik.

In seinem Programm, das auf der Verbindung der spanischen Gitarrenmusik des Barock und dem modernen Flamenco beruht, zeigte Rudolph eine große Bandbreite an Rhythmen und Melodien.

Der erste Teil des Abends begann auf der neunseitigen Barockgitarre. Auf dem Instrument spielte Rudolph Stücke von den spanischen Gitarristen Santiago de Murcia (1685-1732) und Gaspar Sanz (1640-1710). Diese zeichneten sich vor allem durch eine Leichtigkeit aus, die den Zuhörern ein sommerliches Gefühl vermittelten.

Rudolphs Gitarrenspiel war dabei geprägt von dem Wechselspiel zwischen sanften Melodien und treibendem Rhythmus. Viel Kerzenschein schuf eine Atmos-phäre, die die Musik stimmungsvoll unterstrich und es dem Publikum ermöglichte, sich voll auf die Klänge einzulassen.

Nach dem ersten musikalischen Teil folgte eine Gedichtslesung von Magdalene Dölling. Sie trug Werke des spanischen Dichters Frederico Garcia Lorca (1898-1936) vor und stimmte die Zuhörer damit lyrisch auf den zweiten Teil des Abends ein.

Bei diesem wechselte Rudolph auf die sechssaitige Flamencogitarre, die sich durch einen etwas klareren und lauteren Klang auszeichnet. Mit ihr spielte er unter anderem Stücke, die ihren Ursprung in der sephardischen Geschichte haben. Als Sefarden oder Sepharden bezeichneten sich die Juden in Spanien. Diese Stücke stachen vor allem durch ihren eher orientalisch anmutenden Klang hervor.

Zum Schluss trug Rudolph einige Eigenkompositionen vor. Zum Beispiel das Stück „Cazalla“, das von einem spanischen Paartanz inspiriert wurde und daher deutlich treibender und von äußerst vielen rhythmischen Ausschmückungen geprägt war. Deutlich, durch sein authentisches Können zu hören, war dabei auch Rudolphs zweijährige Erfahrung bei spanischen Gitarristen.

Rudolph spielt bereits seit seinem achten Lebensjahr Gitarre. Er hat bei Axel Wolf an der Musikhochschule Hannover Konzertgitarre studiert und bereits mehrere CDs veröffentlicht. Wenn er mal nicht Konzerte gibt, etwa mit Künstlern wie Maria Rosa oder Carmen Fernández, ist er als privater Gitarrenlehrer in Wennigsen tätig.

In der Gestorfer Kirche herrschte unter den zahlreichen Zuhörern während des gesamten Konzerts gebanntes Schweigen, das nur hin und wieder von dem wohlverdienten Applaus für den Künstler unterbrochen wurde.

Am Ende zeigte sich das Publikum so begeistert von Rudolphs Können, dass der Gitarrist noch eine spontane Zugabe gab.