Auf Zeitreise mit dem Klassenbuch

Ein Programm, das selbst Profis gefordert hätte: Dreimal für jeweils eine Stunde an nur einem Tag standen die einhundert Kinder des Grundschulchores Bad Münder bei ihrem Jahresabschlusskonzert im Martin- Schmidt-Konzertsaal im Rampenlicht.

Zwei Vormittagsaufführungen für die Kindergarten- und Schulkinder und eine Nachmittagsaufführung für Eltern, Verwandte und Freunde lieferten sie ab – eine enorme Leistung, die die Zweit- bis Viertklässler da brachten. Lustig, mitreißend und gefühlvoll waren ihre Lieder. Unter dem Motto „Damals in 40 Jahren“ inszenierte der Chor einen Zeitsprung in die Zukunft: Zwei Schüler der Grundschule finden im Jahr 2057 ihr altes Klassenbuch und erinnern sich an die vergangene Schulzeit. Die Geschichte hangelt sich durch ein Schuljahr mit Höhen und Tiefen.

Mit Texten wie „Wir sind anders als, ihr seit anders als, na und, das macht das Leben eben bunt“ betonten die Sänger die Toleranz gegenüber dem Anderssein, plädierten für ein Miteinander und Füreinander und forderten dazu auf, Mobbing und Gewalt keine Chance zu geben.

Einige der Geschichten, die mit den Liedern erzählt wurden, machten den Blick aus der Kind-Perspektive überdeutlich: Das andauernde Nörgeln der Erwachsenen etwa: Das Kind müsse sich besser vorbereiten, um nicht ständig zu spät zum Unterricht zu kommen. Oder es wurde verraten, wie Schüler Ausreden finden, warum sie ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben. Vom „Aua im Finger“ bis zum schuldigen Hund reichte die vorgestellte Palette. Und auch eine Erkenntnis wird formuliert: „Eigentlich ist Lernen ja wichtig, sonst steht man wirklich dumm da.“ Und: „Eine Eins in Mathe, das wäre was gewesen!“

Matthias Brodtmann und Carolin Heine hatten die Leitung des Chores inne, und sie begleiteten die Schüler auch während der Aufführungen. Ein Jahr lang wurde für diesen großen Tag geprobt, berichtet Heine. Sie teilte sich die Arbeit auch während der Aufführung mit Brodtmann: Sie dirigierte, er begleitete die Sänger am Flügel.

Vor zehn Jahren hatte sich Brodtmann das Stück ausgedacht. Damals hieß es noch „Damals vor 30 Jahren“ – einige Lieder wurden inzwischen ausgetauscht, verrät er. So ist beispielsweise „Freunde wie wir“ (nach dem Hit YMCA der Village People), dessen Text noch nicht bei allen Kinder absolut sicher saß, neu dazugekommen. Bodtmann weiß, worauf es ankommt: „Es muss fetzen. Wir sind nicht der klassische Chor, laufen aber auch nicht jedem Trend hinterher. Wir gehen auf die Kinder ein. Es muss Spaß machen“, erklärt er das Programm. Bei allem Spaß kamen aber auch Brodtmann und Schulleiter Christoph Schieb nicht um klare Ansagen herum, um einige zu ausgelassene junge Zuhörer zur Ordnung zu rufen. Viel Lob, Beifall und auch Bonbons gab es schließlich für die Chorkinder, denen das Singen und die Aufführung, genau wie dem gut einbezogenen Publikum, sichtlich Freude machten.