Ein Rucksack voller Erinnerungen

Als der Rucksack noch im Dienst war, hatte ihn der 1898 geborene August Temme auf der Schulter. In der Gemeinde Horn-Bad Meinberg hatte er eine wichtige Aufgabe bei den Hausschlachtungen übernommen:

Er untersuchte die geschlachteten Schweine auf Trichinen. Erst, wenn Temme dem Schwein seinen Stempel aufgedrückt hatte, weil die Parasiten mikroskopisch nicht festzustellen waren, konnte der Hausschlachter mit dem Wurstmachen und dem Zerteilen des Schlachtviehs beginnen.

August Temme war in der Zeit des Zweiten Weltkriegs und bis Mitte der 50er Jahre – überwiegend mit dem Fahrrad, später mit einem Dürkopp-Motorrad – in den Dörfern Bellenberg und Heesten unterwegs. Damals, in der sogenannten schlechten Zeit, war die Hausschlachtung im Winter besonders im dörflichen Umfeld sehr verbreitet.

Manch ein älterer Leser wird sich daran erinnern, wie erleichtert man war, wenn schließlich der Stempel nach der Trichinenuntersuchung auf dem Hinterteil des Schweines prangte und damit die Unbedenklichkeit zum Verzehr des Schlachttiers erteilt war.

Udo Temme, der Enkel, erinnert sich noch daran, dass Opa August manches Mal eine Wurst oder ein Stück Fleisch von seinen Untersuchungen mitbrachte. „In dem Rucksack waren auch Messer“, erzählt Temme, „mit denen er Stücke von geschlachteten Schwein entnahm und unter dem Mikroskop untersuchte. Ich war damals noch ein Kind, aber ich durfte auch mal durchschauen.“

Nach etwa 20 Jahren Tätigkeit als Fleischbeschauer bei den Familien im Raum der heutigen Gemeinde Horn-Bad Meinberg gingen das Mikroskop und der Stempel an August Temmes Nachfolger Heinrich Liesemeier. Der Rucksack allerdings verblieb im Familienbesitz und ist sicherlich weit über 80 Jahre alt.

Ein Grund für den Gehrdener Udo Temme, jetzt nach einem würdigen Platz für Opas Rucksack zu suchen.

Seine Verbundenheit mit Springe – er gehört zum Kraftsportverein Bennigsen, der in der Sporthalle in der Harmsmühlenstraße trainiert – bringt es mit sich, dass er sich auch zwischen kleinem und großem Deister gut auskennt. Und irgendwann ist er auch nach Nettelrede gekommen – ins Hofcafé Volker.

Weil hier bereits einigeAccessoires aus vergangener Zeit als Schmuck dienen, kam Temme auf die Idee: Das könnte auch ein guter Platz für Opas Rucksack sein. Auf diese Art und Weise könnte er das Familienerbstück ab und an sehen, wenn er zu Besuch im Hofcafé ist.