Junger Münderaner an der Orgel

VON BENEDIKT DITTRICH

Bad Münder. Wenn im Gottesdienst am Ostersonntag Mareike Mahnke verabschiedet wird, ist es gleichzeitig auch ein kleiner Generationswechsel: Der Nachfolger der Kantorin ist Dean Schrammar, 23 Jahre jung, Münderaner, Sohn eines Tischlermeisters.

Dabei ist es für Schrammar bei weitem nicht das erste Mal, dass er auf der Orgelbank der Petri-Pauli-Kirche Platz nimmt – schon seit mehreren Jahren hat er Mahnke regelmäßig bei Gottesdiensten vertreten, auch den Kirchenchor hat er hin und wieder geleitet. Insofern ist der junge Musiker auch für die Mitglieder der Kirchengemeinde kein neues Gesicht. Seine Krawatte, die schwarz-weiße mit den Klaviertasten, dürfte bereits bei einigen Gemeindemitgliedern im Gedächtnis sein. Wobei Schrammar während eines Gottesdienstes nur selten zu sehen ist, denn sein Arbeitsplatz ist nunmal auf der Empore vor der Orgel, mit dem Rücken zur Gemeinde.

Doch wenn es nach Schrammar geht, wird er auch öfter mal neben dem Altar sitzen – am elektrischen Klavier. Gerade bei modernen Stücken sowie Kinder- und Jugendgottesdiensten bietet sich das seiner Ansicht nach an. Außerdem: „Das Klavier ist mein Instrument“; erklärt er. Mit dem Tasteninstrument begann seine Musiklaufbahn vor vielen Jahren.

Dass er nun seit über drei Jahren auch an dem Tasteninstrument mit den Pfeifen sitzt, hat er eigentlich seiner Mutter zu verdanken, wie er berichtet. Er habe damals darüber gegrübelt, welches zweite Instrument er für die Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule in Hannover einstudieren sollte. Klavier war gesetzt, mit einem Blasinstrument – Posaune – war er alles andere als zufrieden: „Das war eine Katastrophe.“ In einem Weihnachtsgottesdienst stupste ihn schließlich seine Mutter an und meinte, als Gordon Malerba an der Orgel in die Tasten griff: „Wie wär‘s denn mit Orgel?“ Wenige Tage später besaß Schrammar einen Schlüssel zur Kirche, hatte mit Malerba abgesprochen, dass er sich an der Rohlf-Orgel in der Kirche einfach mal probiert. Malerba war es auch, bei dem er schließlich Unterricht nahm, bis dieser nach Salzburg ging und Mahnke seine Stelle übernahm.

Die Aufnahmeprüfung absolvierte Schrammar mit Bravour, studiert jetzt im achten Semester Musik auf Gymnasiallehramt – das will er später auch mal werden, mit Geografie als Nebenfach. Einen C-Orgelschein hat er für seinen neuen Job in der Petri-Pauli-Gemeinde auch, außerdem leitet er einen Kinderchor in Hannover.

Darauf möchte er auch in seiner Heimatstadt aufbauen: Wieder Kinder an die Kirchenmusik heranführen, vielleicht ein Luther-Musical einstudieren. Alte Traditionen will er nicht einstampfen, woll aber moderne Strukturen daneben schaffen – und so vielleicht auf lange Sicht auch wieder Nachwuchs für den Kirchenchor gewinnen.

Dass Dean Schrammar irgendwann die Nachfolge seines Vaters Stephan in der Tischlerei antritt, war übrigens nie Thema, sagt der Sohn: „Ich konnte immer das machen, was mir Spaß gemacht hat.“ Und handwerkliche Arbeit habe nie dazugehört: „Da bin ich eher nicht so begabt.“

Seinen Arbeitsvertrag hat er schon seit Anfang April in der Tasche, eingeführt wird der als neuer Kantor der Petri-Pauli-Kirchengemeinde aber erst um 10 Uhr am Ostersonntag. Im gleichen Gottesdienst verabschieden sich Kirchengemeinde, Kirchenvorstand und die Pastoren Dietmar Adler und Barbara Daentzer von Mareike Mahnke. „Wir freuen uns sehr, dass wir mit Dean Schrammar ein mündersches Kind auf die Orgelbank bekommen“, sagt Daentzer, „das seine ersten kirchenmusikalischen Schritte bei Gordon Malerba getan hat“.