Als der Saum übers Knie wanderte

Erst war er ein Skandal, dann wurde er zum Symbol für Rebellion und Emanzipation, heute ist er ein Klassiker. Der Mini. Wie kaum ein anderes Kleidungsstück steht der Rock, dessen Saum Designerin Mary Quant anfangs der 1962er weit über die kritische Kniemarke wandern ließ, für den gesellschaftlichen Wandel.

Und damit wird der Mini auch interessant für das Museumsteam im Wettbergschen Adelshof und seine Textilexpertinnen. Das Museum in Bad Münder plant, in der neuen Museumssaison unter anderem Mode aus den späten 1960er- und 70er-Jahren zu zeigen. „Eine große, für Wechselausstellungen genutzte Vitrine im Foyer des Adelshofes bietet sich dazu gut an“, erklärt Museumschef Michael Meier.

Dass Kleidungsstücke und Modeaccessoires aus der jüngeren bis jüngsten Vergangenheit gesucht werden, scheint auf den ersten Blick überraschend, aber es gibt handfeste Gründe für das Engagement des Museumsteams. Während große Teile der Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg noch jeden Pfennig umdrehen mussten, sich kaum etwas Neues leisten konnten, saß das Geld zwei Jahrzehnte später schon wesentlich lockerer. Und das hatte Folgen: „Modefreudigkeit und das Konsumverhalten haben spätestens zu dieser Zeit unsere Wegwerfgesellschaft geformt. Es wurde nichts aufgetragen und schon gar nichts mehr zum Vererben aufbewahrt“, weiß Meier. Zudem habe sich die Entwicklung der Mode deutlich verändert – sie wurde schnelllebiger. Was eben noch schick war, wurde wenige Jahre später schon nicht mehr getragen.

„Da es in Zukunft immer schwieriger wird, junge Mode zu finden, wollen wir bereits jetzt eine Offensive starten. Wir suchen alles, was zum Ende der 60er und zu Beginn der 70er ,der letzte Schrei‘ war“, startet Meier einen Aufruf. Vom Schuhwerk bis zum Minikleid, selbst Strandmode, Brillen, Sonnenbrillen und Schminkkoffer will das Museumsteam für Ausstellungen und das Magazin sichern. Als Ansprechpartnerinnen stehen Sigrun Krone und Monika Lüdtke vom Museumsteam (05042/52686 und 05042/3249) zur Verfügung.