Mit Streuobstwiesen Insekten helfen

Flegessen. Die Szenarien eines Totalausfalls von bestäubenden Insekten sind oft schon beschworen worden, und der Gedanke daran erzeugt in weiten Kreisen der Öffentlichkeit bereits mehr als Unbehagen. Entsprechend gut war auch der Vortrag des Entomologen Hans Dudler im Hofcafé besucht. Eingeladen hierzu hatte die Nabu-Ortsgruppe Bad Münder im Anschluss an ihre Jahresversammlung.

Eines machte der Referent gleich von vornherein klar: Die schlüssige Ursache dieses mittlerweile dramatischen Rückgangs vieler Arten könne er auch nicht benennen. Vielmehr seien einerseits die Gründe derart vielgestaltig, andererseits aber die Welt der Insekten, jener artenreichsten Gruppe von Lebewesen überhaupt noch relativ wenig erforscht. Für deren Artenschwund dürfte ein ganzes Bündel von Umweltsünden im Zusammenwirken verantwortlich sein. Auf langfristige Veränderungen in Forst- und Landwirtschaft, Monokulturen ohne Ackerraine, ohne Pufferzonen, Grünland mit Monokulturen aus Weidelgras, zunehmender Verbrauch von offener Landschaft, Versiegelungen von gigantischen Flächen, unzählige Beispiele menschlicher Fehlhandlungen, würde das Ökosystem mit dem Sterben zunächst der kleinsten, eher unsichtbaren, bis hin zum dramatischen Rückgang der höheren und sichtbaren Lebewesen reagieren. Die derzeitigen Gewinner in der Landschaft seien die höheren Wesen wie das Schalenwild oder Raubwild, andere sensiblere Arten dagegen wie Rebhuhn oder Milan, reagierten durch Wegbleiben. Zurückgekommen dagegen seien ohne menschliches Einwirken Kormoran, Weißstorch, Kranich, Luchs und Wolf.

Dudler, Mitglied im Nabu-Kreisverband Lippe, machte anhand einer Reihe brillanter Aufnahmen aus seiner ostwestfälischen Heimat das Fortschreiten der ausgeräumten Feldflur deutlich, hatte dezidierte Beispiele vom Rückgang von Tagfaltern wie Nesselbär oder die Erbseneule, fragte sich wo der Gemeine Scheckenfalter, der Kleine Waldportier oder der Segelfalter geblieben seien. Dass es auch anders gehe, machte er an einer wechselfeuchten Wiese mit Rasenameisen deutlich, die in Symbiose mit einem Schmetterling namens Bläuling leben.

Mit dem Erhalt alter Streuobstwiesen, alter Solitärbäume, Liegenlassen von Totholz und das Gestalten naturnaher Gärten mit Insektenhotels, Duldung von Wildbienen und Hummeln und Anlegen von Hecken könne jeder Trittsteine legen zum Schutz der Insektenwelt. Forsythienbüsche seien für die Bienen wertlos und sollten durch Schlehen oder Salweiden ersetzt werden. Abschließend stellte Dudler den Schmetterling des Jahres, den Edelfalter Kleiner Fuchs, vor und erklärte die Unterschiede zum Großen Fuchs.

Anne Zuzmann vom Nabu berichtete zudem über erfolgreiche Gespräche mit dem Bürgermeister, mit Ardagh Glass, Avacon und Spedition Schnelle, die alle ihre Hilfe zugesagt hätten bei der aufwendigen Gründung von Wildwiesen. Weitere Interessenten, die eine Wildwiese anlegen möchten, können sich mit Zuzmann unter 05042/5560 in Verbindung setzen.