„Wir schicken niemanden weg“

Mittwochs kommen die Kunden, um sich von den Lebensmitteln zu holen, die Tafel-Mitarbeiter von den Supermärkten bekommen. Dieter Hainer, Vorsitzender der Münderschen Tafel, ist froh, dass die Supermärkte der Badestadt der Tafel das zur Verfügung stellen, was aus den Regalen aussortiert wird.

VON HORST VOIGTMANN

Für viele Familien in Bad Münder ist die Einrichtung der Tafel ein Segen, denn mit ihrem monatlichen Budget würde sonst manchmal der sprichwörtliche Schmalhans Küchenchef sein. Da helfen die Tüten und Taschen mit Obst, Gemüse, Brot und Käse, manchmal Wurst und Konserven, den Monat zu überstehen. „Alle Wünsche können wir natürlich nicht erfüllen“, sagt Dieter Hainer. „Ich muss immer wieder deutlich machen, dass wir kein Supermarkt sind. Wir wollen nur helfen; wir können nicht den gesamten Bedarf der Familie sicherstellen.“

Durch die Asylbewerber, die in den zurückliegenden Jahren zu uns gekommen sind, habe sich die Zahl der Tafel-Kunden seit 2014 verdoppelt. „Obwohl die Anzahl der Firmen, von denen wir Ware abholen dürfen, nicht zugenommen hat, können wir trotzdem den Bedarf unserer Kunden abdecken. Von den 400 Berechtigten erscheinen wöchentlich in der Regel nur gut 70 Personen, um bei uns einzukaufen“, so Hainer.

Wenn von 400 Berechtigten die Rede ist, dann, so Hainer sind weitere zur Familie gehörende Personen im Hintergrund mit zu denken. „Wir gehen davon aus, dass etwa 1600 Personen von Waren aus dem Bestand der Tafel profitieren. Davon dürfte ein Drittel Kinder sein.“

Zwei Fahrzeuge stehen für die Tafel bereit. Der Kühlwagen, der die gekühlten Produkte von den Supermärkten abholt, damit die Kühlkette nicht unterbrochen wird. „Die Ware kommt dann mit dem Kühlwagen hier an und wird sofort bei uns wieder in die Kühlung gebracht. Außerdem haben wir ein Auto für die Auslieferung von Ware an solche Kunden, die aufgrund ihres Alters oder aus gesundheitlichen Gründen nicht an den Ausgabetagen kommen können.“

Manches Mal muss der Kühlwagen der Münderschen Tafel weite Fahrwege zurücklegen, um Waren abzuholen. „Da kann es schon mal eine Fahrt bis kurz vor Bremen sein, wenn es um größere Mengen von gekühlter Lebensmittel geht.“

Bevor man Kunde der Tafel werden kann, wird ein Gespräch geführt, bei dem in der Regel auch Dieter Hainer dabei ist, im Bedarfsfall auch ein Dolmetscher. Bei Hartz-IV-Empfängern und Asylbewerbern ist die Sachlage recht eindeutig. Konflikte mit Muslimen, die ja kein Schweinefleisch essen, habe es bisher noch nicht gegeben. „Aber wir müssen ihnen natürlich deutlich machen, dass wir nicht regelmäßig für sie akzeptables Fleisch vom Rind oder vom Geflügel zur Verfügung stellen können.“

Für den Nachmittag ist an diesem Tag ein Treffen mit den Mitarbeitern geplant. Nachdem die Wartezone für die Kunden mit einem neuen Dach versehen wurde, soll dort ein wenig gefeiert werden. „Es ist wichtig, solche Treffen für die Mitarbeiter zu veranstalten, denn die meisten von ihnen sind jede Woche mehrere Stunden für die Tafel tätig. Das kann nur funktionieren, wenn wir für ein gutes Miteinander sorgen.“

Nach seinen Zielen und Wünschen gefragt, sagt Tafelchef Hainer: „Wir hätten gern das Nachbarhaus noch dazu, damit wir den Raum, in dem wir uns treffen, vergrößern können und mehr Platz für die Lagerung im Parterre haben. Im Augenblick müssen wir manche Waren in die erste Etage schleppen und für die Ausgabe dann wieder nach unten. Deshalb hoffen wir sehr, dass dieser Wunsch in absehbarer Zeit in Erfüllung geht.“