Durch und durch liberal

Er wolle das traditionelle Geschichtsbild über Rudolf von Benngisen etwas gerade rücken, sagte Jürgen Frölich. Auf Einladung des Rudolf-von-Bennigsen-Fördervereins sprach Frölich in der Bibliothek vor etwa 35 Gästen unter anderem über den deutschen Liberalismus.

Bennigsen Er wolle das traditionelle Geschichtsbild über Rudolf von Benngisen etwas gerade rücken, sagte Jürgen Frölich. Auf Einladung des Rudolf-von-Bennigsen-Fördervereins sprach Frölich in der Bibliothek vor etwa 35 Gästen unter anderem über den deutschen Liberalismus.

Sein Vortrag begann mit dem Jahr 1859, der Gründung des Nationalvereins. 1867 waren die Nationalliberalen längst mit eigener Fraktion im Reichstag, darunter auch Rudolf von Bennigsen als einer von 50 Abgeordneten. Ihre Ziele waren ein Bekenntnis zur Freiheit der Persönlichkeit und gemeinsamen Größe in einem noch von Kleinstaaterei geprägten Deutschland.

Bismarck, ein harter Vertreter der Konservativen, fühlte sich durch die Liberalen ausgenutzt. Da diese mit 30 Prozent jedoch stärker als die Konservativen waren, hatte er ihnen die Zusammenarbeit vorschlagen müssen. Von Bennigsen plagten Zweifel: „Kann man mit dem bisherigen Gegner zusammenarbeiten?“

Die Antwort gab er sich selbst: „So viel Nationalliberalismus mit Bismarck wie irgend möglich, den Rest dann nach dem Ende dieser Machtfigur“ schien ihm ein langfristiges Ziel. Bismarck bot ihm sogar den Vizekanzler an. Vielleicht hatte von Bennigsen dabei aber zu hoch gespielt. Um bei seinen Nationalliberalen Zustimmung zu bekommen, forderte er zusätzliche Ministerposten für diesen Flügel der Partei. Verschmitzt wies Referent Frölich hier wie auch an anderer Stelle darauf hin, dass sich das aktuelle Geschehen in der Politik hiervon nicht unterscheide.

Aber während die Konservativen bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges ständig stärker wurden, hatten die Liberalen bei den Wahlen Verluste auf Reichsebene. Von Bennigsen zog sich aus der nationalen Politik zurück und wurde in Hannover Oberpräsident. Dort trieb er den Aufbau der städtischen Infrastruktur voran, insbesondere die Versorgung mit Wasser und Energie, bis er 1902 starb.

Der Bonner Referent ging aber auch auf die folgenden Jahrzehnte ein. Frischen Wind gab es um die 1900er Wende von den Jungliberalen – auch hier eine Wiederholung der Geschichte. Nach der Kriegsniederlage scheiterte ein Zusammenschluss aller liberalen Kräfte, aus der nationalliberalen Partei wurde in der Weimarer Zeit die Deutsche Volkspartei. Diese wurde von Stresemann repräsentiert. „Was gehen dich die anderen an, du wählst Gustav Stresemann“ so ein damaliger Wahlaufruf.

Im Anschluss an den Vortrag stand Frölich lange für Fragen zur Verfügung. Er ist Historiker, war Stipendiat der Friedrich-Naumann-Stiftung und ist heute beruflich in Gummersbach Referent für historische Liberalismus-Forschung. Die Zuhörer ließen den informativen Abend anschließend bei einem Glas Weißwein und Brot ausklingen.