Stephan Valentin legt im Plauderton Erziehungsdefizite frei

Die Resonanz ist riesig. Gut 60 Besucher sind in die Aula der Grundschule an der Wallstraße gekommen: Eltern, Erzieher, Pädagogen, Tagesmütter. Sie alle erhoffen sich von Stephan Valentin Antwort auf die Frage, ob und welche Grenzen Kinder brauchen.

Nina Weißer, Dezernatsleiterin im Jugendamt des Landkreises, hat Valentin zusammen mit Anette Wehrmann und dem Familienbüro der Stadt Bad Münder für eine Veranstaltung verpflichten können. Valentin ist ein Star der Kinderpsychologen-Szene, und ein Multitalent: Schriftsteller, Schauspieler, Drehbuchautor, Literaturpreisträger, Doktor der Psychologie, Elternratgeber. Einer, dessen Thema es immer wieder ist, darzustellen, wie schwer es für Kinder heutzutage ist, ihren Platz in der Welt zu finden.

Valentins Vortragsstil ist gewöhnungsbedürftig. Irgendwie plaudert der Mann mit der Mütze einfach los, erzählt Altbekanntes in neuen Zusammenhängen, meidet einen dozierenden, gar wissenschaftlichen Zungenschlag und lässt die Kernaussagen quasi nebenbei fallen: Natürlich brauchen Kinder Grenzen, schließlich schaffen verlässliche Regeln Sicherheit. Nach autoritärer und anti-autoritärer Erziehung und der folgenden erzieherischen Beliebigkeit herrsche heute eine undefinierbare „psychologische Suppe“ vor, stellt Valentin fest.

„Kinder fühlen sich wohl, wenn Sie sagen, was Sache ist“, stellt er in Richtung seines erwachsenen Publikums fest und erntet kopfnickende Zustimmung. Warum aber fühlen sich Eltern oft schlecht, wenn sie ihrem Nachwuchs Entscheidungshilfen geben? „Das Grenzenlose ist für die Kinder sehr anstrengend“, macht Valentin den Eltern klar.

Nichts von dem, was Valentin erzählt, ist wirklich neu. Und doch: „Ich bin aber sicher, dass das den einen oder anderen schon berührt“, ist sich Anette Wehrmann sicher. Der Experte fasst zusammen, was vielen bekannt ist: Jedes Kind ist anders. Bestrafen hat nichts mit Quälen zu tun. Keine endlosen Diskussionen mit dem Nachwuchs. Beim zweiten Kind läuft alles entspannter. Und nein, Kinder seien nicht auf der Welt um die Eltern stolz zu machen, so Valentin. Ganz zentral: Ein Ja ist ein Ja und ein Nein ist ein Nein.

Zwischendurch gibt´s immer wieder reichlich Lob für die Eltern, die auch mal an sich denken sollten. „Sie machen einen tollen Job.“