Tavli-Hochburg Bad Münder

Ohne Rolf Tegtmeyer würde es vermutlich in Deutschland niemals Tavli-Wettkämpfe geben. Tegtmeyer war so von dem griechischen Spiel begeistert, dass er vor vielen Jahren in das Land reiste, um sich die Regeln erklären zu lassen.

Seitdem hat ihn dieses Spiel nicht wieder losgelassen, er hat die Spielvereinigung Tavli Bad Münder gegründet, die derzeit zwölf Mitglieder hat. Und er veranstaltet jährliche Tavliaden (namentlich angelehnt an Olympiaden), bei denen in der Schlussphase die besten Spieler ermittelt werden und der deutsche Meister gekürt wird.

Bei allen drei Spielvarianten des Tavli braucht man zwei Mitspieler, 15 helle und 15 dunkle Steine, das Spielbrett und zwei Würfel. Aber trotz der Würfel ist Tavli mehr als ein Glücksspiel, denn hier kommt es auf die Strategie drauf an, die man wählt, um möglichst erfolgreich als erster sein Spiel zu beenden. Je nachdem, wie weit der Gegenspieler zu dem Zeitpunkt ist, an dem der Sieger sein Spiel beenden konnte, werden ihm ein, zwei oder drei Punkte gutgeschrieben.

Die Variante „Portes“ ist dem Backgammon sehr ähnlich. Die Spielsteine werden entsprechend aufgestellt und in entgegengesetzte Richtungen und möglichst rasch in das letzte Feld bewegt, von wo aus die Steine herausgewürfelt werden.

Wenn der Gegner auf ein Feld kommt, auf dem bereits ein Stein des anderen Spielers steht, kann er ihn rausschmeißen. Der Stein geht wieder an den Start zurück. Solange er nicht wieder im Spiel ist, können die erzielten Würfelwerte nicht gesetzt werden. Wenn zwei Steine einer gleichen Farbe auf einem Feld stehen, ist dieses Feld für den Gegenspieler blockiert. Mit „Portes“ werden diese Blöcke benannt, die aus strategischen Gründen aus den Spielsteinen aufgebaut werden, um den Gegner zu blockieren.

Die Variante „Plakoto“ wird ganz ähnlich gespielt, jedoch werden die Steine beim Start des Spiels alle auf die Grundlinie gesetzt. Außerdem werden einzeln stehende Spielsteine nicht geschlagen, sondern blockiert. Der blockierte Stein darf erst dann wieder bewegt werden, wenn der Gegner ihn freigegeben hat. Bei „Fevga“, der dritten Variante, bewegen sich die Spieler nicht wie bei Portes und Plakoto gegenläufig, sondern beide entgegen des Uhrzeigersinnes. Einzeln stehende Spielsteine werden weder geschlagen, noch blockiert. Ein Stein darf nur auf ein komplett freies Feld gezogen werden.

Eine Partie ist dann beendet, wenn einer der Spieler sieben Punkte erreicht hat. Sollten beide Spieler gleichzeitig sieben Punkte haben, endet das Spiel spätestens dann, wenn ein Spieler elf Punkte hat.

Die drei Spielvarianten sind so unterschiedlich, dass die Spieler sich ebenfalls unterschiedliche Strategien überlegen müssen. Wichtig ist noch zu wissen, dass bei einem Pasch, also wenn beide Würfel die gleiche Zahl zeigen, diese nicht nur zweimal, sondern viermal gesetzt werden darf. Der Spieler entscheidet, ob er den Wert des einen Würfels mit einem Stein und den des anderen Würfels mit einem anderen Stein setzt oder die beiden Werte addiert und damit einen einzigen Stein bewegt. Bei einem Pasch darf der Spieler dementsprechend auch entscheiden, ob er nur einen, zwei, drei oder vier Steine mit den gewürfelten Punkten bewegt.

„Es gibt bei den Spielen immer wieder die verrücktesten Situationen, mit denen man gar nicht gerechnet hat. Aber das macht das Spiel ja gerade so spannend“, sagt Rolf Tegtmeyer.

Am 18. November wird in der Ziegenbuche 40 Jahre Tavli gefeiert, mit Livemusik und über 100 Gästen. „Da kommen alle Leute aus Deutschland zusammen, die etwas mit Tavli zu tun haben.“