Heilsam bis tödlich

Auf die Pilze, fertig, los: Passend zum Europäischen Pilztag, der von der Zeitschrift „Der Tintling“ ins Leben gerufen wurde, trafen sich jetzt Fachleute im Wisentgehege, um über das Mysterium der Gewächse aufzuklären.

Seit Jahren steigt in Deutschland die Zahl der Pilzsorten und somit auch die Zahl der Vergiftungen, die tödlich enden können. Das Problem: Viele Pilze, die in Südeuropa als essbar gelten, haben hier in der Region tödliche Verwandte. Hubert Klimke, Mitglied der Pilzgruppe des Fördervereins des Wisentgeheges, erklärte es an einem Beispiel: „In Südeuropa gibt es einen sehr beliebten Speisepilz, dessen Manschetten, Stil und Lamellen sind gelb und er hat einen roten Hut. Sein tödliches Pendant hat zwar auch einen roten Hut, nur die anderen Merkmale sind weiß.“ Das führe bei Pilzsuchern oft zu Verwechslungen.

Mit dem europäischen Pilztag wolle man aber nicht nur auf Gefahren hinweisen, sondern auch auf die vielfältige Welt der Pilze aufmerksam machen. Gut 100 Pilze hatten die Fachleute des Fördervereins vor ihrem Stand am Pilzlehrpfad ausgebreitet. Als Fachmann hatten sie Dietmar Krüger von der mobilen Pilzschule aus Offenbach (Hessen) eingeladen. Er erklärte den Besuchern in einem gut 40-minütigen Rundgang den Lehrpfad. Sein geschultes Auge wusste genau, wo er zu suchen hatte, um einen Schmarotzerpilz zu entlarven oder das Umfeld der unterschiedlichsten Pilzarten zu erklären. „Jeder Pilz geht eine Symbiose mit seinem Wirt ein. Pilze auf Holz sind meistens deren Zersetzer, wie zum Beispiel der Gifthäubling“, berichtete er. Der Gifthäubling sehe wiederum dem genießbaren Stockschwämmchen sehr ähnlich, führte er weiter aus. „Der Hallimasch, ein Speisepilz ist forsttechnisch betrachtet ein Schädling des Waldes.“

Wie klein manche Pilzarten sind, demonstrierte der Experte anhand des Zitronengelben Reisbecherchens. Kaum ein Besucher hätte dieses fast mooshafte Gewächs als Pilz erkannt. Größer dagegen die Ochsenzunge. Sie wächst an Eichenstämmen und war früher das Fleisch der armen Leute.

Der Pilz des Jahres 2017, das Judasohr, wird oft als Untergrund für Holunder genutzt. Er ist ein Schwächeparasit und zwingt das Gehölz nach und nach in die Knie. Der Pilz ist besser bekannt unter dem Namen „Muh Err“; er wird in Fernost gezüchtet und nach Deutschland exportiert.

Pilze liefern hochwertige Eiweiße. Darüber hinaus haben 100 Gramm nur 28 Kilokalorien, während 100 Gramm Hähnchen 105 und die gleiche Menge Bauernspeck 780 Kilokalorien haben.

„Pilze können auch einen richtigen Hype auslösen,“, weiß Klimke. „Der Chaga Chaga ist Russlands wichtigster Heilpilz. Getrocknet, gemahlen und mit Kaffee aufgebrüht, ist er in diesem Jahr unter dem Begriff „Chagacio“ das absolute In-Getränk in New York.“ Na dann: Prost Pilz!